Von Lotterien und Versicherungen

Risikoversicherungen arbeiten nach dem gleichen einfachen Prinzip wie Lotterien: Viele Personen zahlen einen relativ kleinen Beitrag ein, aber nur wenige erhalten zu einem späteren Zeitpunkt einen Gewinn ausgezahlt bzw. erhalten eine Versicherungsleistung. Dem Jackpot beim Lotto entspricht die Herztransplantationen im Gesundheitssystem. Die Zahlungen einer Krankenversicherung können von beträchtlicher Höhe sein. Die genannte Transplantation dürfte ebenso wie diverse chronische Erkrankungen derart teuer sein, dass sie von den meisten Bürger nicht getragen werden kann. Bezahlbar wird dies nur durch eine Versicherung, die nach dem Solidaritätsprinzip arbeitet. Deshalb muss dieses Prinzip unbedingt Bestandteil unseres Gesundheitssystems bleiben.

Viele vom Gesundheitssystem erbrachte Leistungen fallen jedoch nicht in diese Kategorie. Sie sind nicht nur billiger sondern sie fallen in der einen oder anderen Form bei praktisch jedem Menschen zu irgendeinem Zeitpunkt seines Lebens an. Dies sind alle möglichen Formen von Tabletten, Zahnersatz, Sehhilfen, Schutzimpfungen etc. (ich weiß: einige dieser Leistungen werden schon länger nicht mehr von der Krankenversicherung getragen). Die Anwendung des geschilderten Prinzips macht dort keinen Sinn. Stellen sie sich vor eine Lottogesellschaft würde ihnen nach einer Woche einfach ihren Einsatz zurückgeben. Würden sie bei einem solchen Spiel wirklich mitmachen wollen, selbst wenn die Rückgabe des Geldes garantiert ist? Sicher nicht, denn die Lottogesellschaft erbringt keine Leistung, die für sie von Interesse ist. Eigentlich verhindert sie nur, dass sie das Geld in der Zwischenzeit für etwas anderes ausgeben können (was im hier diskutierten Zusammenhang aber nicht unwichtig ist).

Übertragen auf die heutigen Krankenkassen: Ihre Leistungen bestehen hauptsächlich darin, das benötigte Geld über einen längeren Zeitraum hinweg in kleineren Beträgen einzusammeln, um es im Bedarfsfall auszuzahlen. Vom Prinzip her ist das keine Versicherung sondern ein Sparbuch.